Der Diplomatensohn Mark Rothwood ist mit der jungen Lori Bellian unterwegs und möchte sie verführen. Doch als sie darauf nicht eingeht, vergewaltigt er sie und lässt sie im Wald zurück. Als ihr Vater, Everett Bellian, sie findet, verlangt er den Namen des Täters...
Tessa, Duncan und Richie besuchen Alan Rothwood, einen guten Freund aus Tessas Jugend (ihre erste große Liebe, als sie sieben Jahre alt war) in seinem Chateau auf dem Land. Alan ist mit seinem Sohn Mark gerade erst nach Frankreich zurückgekehrt, das Chateau ist noch in der Renovierung. Doch während Tessa und Alan Erinnerungen austauschen, spürt Duncan einen Unsterblichen und trifft auf Everett Bellian. Und dieser verlangt die Auslieferung Mark Rothwoods, denn Bellian vertraut nicht auf die Justiz, wenn es um reiche Leute geht. Duncan erinnert sich daran, wie er 1815 seinen Kameraden Charles Dartmore vor einem falschen Todesurteil eines Standgerichts zu retten versuchte, aber versagte. Er weiß, wie schnell ein Unschuldiger bei voreiligen Urteilen sterben kann, und weigert sich, Mark auszuliefern. Daraufhin ruft Bellian seine ehemalige Kampftruppe zusammen und sie riegeln das Gelände ab. Als die Eingeschlossenen ein Auto zu erreichen versuchen, werden sie beschossen...
MacLeod bereitet die Verteidigung des Chateaus vor, und als Bellians Männer angreifen, können sie zurückgeschlagen werden. Mehrere von ihnen kommen durch die improvisierten Fallen ums Leben. Als Mark eine dumme Bemerkung über Loris Haarfarbe macht, kommt heraus, dass er sie doch vergewaltigt hat. Alan ist entsetzt, vor allem darüber, dass sein arroganter Sohn seine Schuld nicht zu begreifen scheint. Bei den Belagerern taucht derweil Lori Bellian auf und will ihren Vater überzeugen, die Aktion abzubrechen. Doch er lässt sich von seiner Rache nicht abbringen und sperrt sie fürs erste ein.
Alan und Mark versuchen zu zweit das Chateau zu verlassen, doch dabei wird Alan schwer verletzt. Duncan bringt sie wieder in die relative Sicherheit, doch Alan braucht dringend einen Arzt. Duncan weiß, dass es nur noch eine Möglichkeit gibt: Er geht hinaus, schaltet Bellians restliche Männer aus und fordert Everett dann heraus. Derweil fühlt sich Mark schuldig am Zustand seines Vaters. Er schlägt Richie nieder und verschwindet mit dessen Waffe. Auf der Suche nach Mark stößt Richie auf die eingesperrte Lori und lässt sie frei. MacLeod besiegt Bellian, doch er kann ihn nicht enthaupten, denn er versteht Bellians Motive gut. In diesem Moment taucht Mark mit der Waffe auf und verlangt von Duncan, Bellian zu töten. Gleichzeitig erscheint Lori auf dem Kampfplatz. Sie nimmt Bellians Waffe, beide schießen, doch nur Lori trifft. Nach dem Ende der Belagerung wird Alan medizinisch versorgt, Tessa will bei ihm sein, wenn er vom Tode seines Sohnes hört.
Zitate:
Bellian: "Now I can go around you – or through you. Your choice." (zu MacLeod)
Bellian: "MacLeod, look at this place! You've been around long enough to know that the rich aren't bound by the law. They own it."
Tessa: "Is this what war is like? I don't like it."
Anmerkungen:
Im finalen Kampf, relativ am Anfang davon, gibt es eine Szene, wo sich die zwei Kämpfer kurz trennen und Duncan sich hinter einen Baumstamm duckt. Everett steht hier klar vor ihm, das sieht man in der nächsten Einstellung. Doch hinter Duncan ist andeutungsweise eine weitere Gestalt zu erkennen. Ich frage mich jetzt wirklich, ob das Mark Rothwood sein soll oder ob es etwa einer aus dem Filmteam ist, der da unglücklicherweise in die Aufnahme geraten ist. Irgendwie tendiere ich dazu, letzteres zu glauben, denn wozu sollte man Mark dort hinstellen, wo man ihn ohnehin kaum erkennen kann?! Und vor allem: Der Typ steht direkt vor einer dieser unheimlich realistisch aussehenden Nebelquellen, deswegen wirkt es auf mich ein wenig, als wäre er einer der "fog operators". :-)
Anthony Stewart Head, der hier Alan Rothwood spielt, ist mittlerweile sehr bekannt als Schauspieler des Rupert Giles in der Serie "Buffy".
Da diese Episode ungewöhnlich viel Brutalität enthält, wird sie in Deutschland gewöhnlich nur im Nachtprogramm gesendet. Die einzige andere Folge, der es auf Vox immer genauso erging, ist "The Darkness".
Bewertung:
Habe ich "Avenging Angel" düster und für eine Highlander-Episode ungewöhnlich genannt? "Nowhere to Run" toppt das noch einmal. Der Unterschied ist jedoch, dass mir diese Folge hier bis auf einige Details nicht gefällt!
Fangen wir einmal mit dem Positiven an, ehe ich mich ins Zerreißen der Episode stürze: Everett Bellian ist ein sehr gelungener Charakter. Dieser Unsterbliche hat Format und trotz nur weniger Informationen über ihn auch eine gewisse Dreidimensionalität. Wirklich Schade, dass ihm kein zweiter Auftritt in der Serie vergönnt war, dagegen hätte ich ein halbes Dutzend 0-8-15-Unsterbliche eingetauscht. Das einzige, was wirklich verbesserungswürdig an Bellian ist, ist sein Geschmack für Kleidung, diese gelbe Jacke ist nicht das Nonplusultra für einen coolen Unsterblichen. ;-)
Ok, was mag ich noch? Tessa und ihre Beziehung zu Alan bzw. dass man überhaupt mal ein bisschen was über Tessas Vergangenheit erfahren hat. Das kommt viel zu selten vor. Auch Anthony Stewart Head als Alan Rothwood spielt seine Rolle sehr gut. Und dann haben wir eigentlich nur noch eine Sache, die das Ansehen dieser Episode rechtfertigt: Der Kampf Bellian gegen MacLeod. Es gab sicher besser choreographierte Kämpfe im Lauf der Serie, aber das Setting in diesem einsamen Wald mit den Sonnenstrahlen im Nebel – das hat einfach etwas.
So, und damit kommen wir auch schon zur anderen Seite der Medaille. Was mir an "Nowhere to Run" sauer aufstößt, ist die merkwürdige Verbindung aus unlogischer Handlung, sinnloser Brutalität und völlig ungewohnt agierenden Charakteren. Beispiel gefällig? Wieso versucht MacLeod überhaupt, das ganze große Haus gegen ein militärisch geschultes und eingespieltes Team zu verteidigen? Wieso verbarrikadiert er sich mit den anderen nicht in einem überschaubaren Teil des Chateaus, einem Seitenflügel oder so? Ein sicheres Versteck zu suchen, wäre auch eine Option, das Haus ist immerhin groß und hat sicher auch einen versteckten Weinkeller. Nein, statt dessen riskiert Duncan Tessas Leben in diesem Wahnsinn!!! Da wäre es meiner Meinung nach logischer, wenn er alleine mit Mark flieht. Oder Bellian gleich herausfordert und einen Zweikampf entscheiden lässt. Oder es mit einem Trick versucht á la "Einer Ihrer Männer hat Mark erschossen, nun verziehen Sie sich schon!". Oder eine krassere Idee: Wieso schickt Duncan nicht Richie los, um Hilfe zu holen, im Wissen, dass er schlimmstenfalls ja nicht sterben kann, jedenfalls solange er keine Begegnung mit Bellians Schwert hat?! Und es geht weiter: Der erste Angriff findet bei Sonnenuntergang statt, Alan und Marks versuchte Flucht aber wieder am hellichten Tage. Wenn also eine Nacht dazwischen lag, wieso haben sie dann nicht im Dunkeln den Durchbruch versucht? Wieso hat Duncan Mark nicht in der Nacht da rausgeschafft?
Was mich jedoch am meisten stört, ist die Darstellung von Gewalt in dieser Episode. Über die Vergewaltigungsszenen kann man sich streiten, doch diesen Part fand ich noch ganz gut und passend dargestellt, auch technisch gesehen, denn die Verfärbung in Marks Erinnerung gibt dem ganzen einen wirklich bedrohlichen Touch. Doch die Brutalo-Variante von "Kevin allein zu Haus", die dann folgt, ist einfach weder witzig noch passend. Denn hier sterben wirklich Menschen, und zwar nicht "böse" Menschen – Duncan weiß von Anfang an, dass das nur Soldaten sind, die einem Freund einen Gefallen tun und ein Verbrechen an einer Freundin rächen. Und unsere Helden schauen dem Sterben nur zu. Duncan tötet mehr oder weniger ohne mit der Wimper zu zucken mindestens vier von Bellians Männern, Alan zündet einen an und rührt keinen Finger um ihn zu löschen und am schlimmsten hat es Richie getroffen: Der Angreifer fällt mit dem Kopf in eine Bärenfalle und zappelt noch, aber denkst du, Richie hilft ihm da vielleicht raus?! Ach ja, Tessa darf auch: Ihr Angreifer bekommt das Gesicht voll kochendes Öl. Interessanterweise ist Mark der einzige, der nicht auf einen unterlegen am Boden Liegenden einprügelt, als es darauf ankommt...
Was soll das also nun? Da töten sich völlig sinnlos eigentlich positive Charaktere, und so richtig scheint das niemanden zu stören, noch nichtmal Bellian. Und die Episode geht sogar so weit, uns für dumm zu verkaufen, damit noch etwas mehr Blut fließen kann. Oder glaubt ihr, dass dieses Sägeblatt, das Duncan da per Hand die paar Meter geschleudert hat, sich tatsächlich durch eine recht stabile Jacke hindurch zur Hälfte in den Körper des Soldaten bohrt? Also wirklich... Und dann haben wir da noch das darunterliegende Thema der Selbstjustiz. Auch hier ist mir nicht klar, was das am Ende nun eigentlich aussagen sollte. Ein Plädoyer gegen Selbstjustiz stelle ich mir jedenfalls anders vor, insbesondere mit Blick auf das Ende der Episode. Da gefällt mir die ähnliche Geschichte in "Diplomatic Immunity" um Welten besser.
Was den Flashback betrifft: Er ist keine zwei Minuten lang und mir ist ehrlich gesagt nicht klar, was er mit dieser Episode zu tun hat. Ohne das Hintergrund-Wissen von der Watcher Chronicles CD-ROM macht er ohnehin nur sehr rudimentär Sinn. In diese Episode hätte meiner Meinung nach viel besser ein Flashback zu einer früheren von Duncan erlebten Belagerung gepasst, denke ich. Obwohl: Das wäre dann wohl keine bottle show mehr geworden, und das sollte es ja sein, eine möglichst billige Folge, um Geld zu sparen.
Und da sind wir auch schon beim letzten Punkt: Der Nebel. Teilweise, vor allem beim finalen Kampf, sorgt er tatsächlich für eine interessante, bedrückende Atmosphäre, aber ich denke, weniger wäre hier wirklich mehr gewesen. Erstens kann man die Nebelschwaden nach einem Weilchen echt nicht mehr sehen, und zweitens wirkt er oft viel zu künstlich. In mehreren Szenen sieht man genau, wie der Nebel irgendwo von einem Punkt in der Landschaft aufsteigt, wie Rauch von einem Feuer. Oder eben wie Kunstnebel aus einer Maschine.
Fazit: Die grundsätzliche Idee von "Nowhere to Run" hat Potential, aber die Episode verschenkt es völlig durch unglaubwürdige Charakterisierung, unlogische Handlung und unnötige Brutalität. Da können auch einige gute Ansätze Tessa betreffend und ein wirklich gelungener Gast-Unsterblicher nichts mehr retten, dies ist der Tiefpunkt der Paris-Folgen der ersten Staffel.
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