Avram ben Mordecai ist ein Hebräer, der im Jahre 73 n.Chr. unsterblich wurde und sich seitdem für das jüdische Volk eingesetzt hat. Duncan MacLeod lernte ihn 1943 kennen, als sie Seite an Seite im Warschauer Ghetto versuchten, die Deportation der jüdischen Bewohner zu verhindern.
In der Gegenwart macht MacLeod in Paris die Bekanntschaft der palästinensischen Diplomatin Maral Amina, zu der er sich hingezogen fühlt. Während schwieriger Verhandlungen der Palästinenser mit den Israelis versucht Duncan, Maral zu beschützen. Doch dann trifft er Avram ben Mordecai wieder, der eine Spur des Terrors hinter sich herzieht bei dem Versuch, die Friedensgespräche zu sabotieren...
Anmerkungen:
Das Cover zeigt ein Bild aus der Folge H-29 "The Return of Amanda", und zwar Duncan im FB 1936 in Deutschland.
"Zealot" ist der erste und einzige der Highlander-Romane, der von einer Autorin des ursprünglichen Highlander-Teams geschrieben wurde. Donna Lettow war seit Season 3 Script Coordinator der Highlander-Serie und später Assistant Creative Consultant.
Bewertung:
"Zealot" ist definitiv ein spannendes Buch. Die Geschichte ist relativ komplex, mit zwei größeren Flashbacks (nach Masada 73 n.Chr. und nach Warschau 1943 n.Chr.), sowie unzähligen kleineren Informations-Häppchen und Erwähnungen bekannter Unsterblicher. Die Geschichte dreht sich um ein Thema, das leider auch heute noch aktuell ist, vielleicht mehr als je zuvor: Den Konflikt der Israelis und der Palästinenser. Duncan MacLeod wird in Verhandlungen in Paris hineingezogen und er muss sich fragen, welche Seite hier die 'richtige' ist, ob es überhaupt eine richtige Seite gibt. Auf der einen Seite steht seine Beziehung zu Maral, die relativ glaubhaft eingeführt wurde, und auf der anderen Seite steht die alte Freundschaft zu Avram, dem Kampfgefährten aus einer anderen Zeit. In dieser Situation kann Duncan nicht an beidem festhalten. Die Charaktere sind meiner Meinung nach recht gut getroffen, insbesondere Duncan MacLeod. Erfreulich ist das Vorkommen von Marcus Constantinus, dem unsterblichen Römer aus Folge 40 "Pharao's Daughter". Und selbst Methos hat einige kurze Auftritte im Roman und bekommt noch eine Facette zu seiner illustren Vergangenheit hinzugefügt. Duncans Gegner, Avram ben Mordecai, wird von der Autorin mit viel Hintergrund versehen, was ihn relativ glaubhaft macht. Erst wenn man sich die Story näher durch den Kopf gehen lässt, machen sich einige eher platte Stellen in seiner Charakterisierung bemerkbar, insbesondere seine Veränderung zwischen den Szenen im Ghetto 1943 und der Gegenwart wird nicht wirklich erklärt. Da ist ein gewisser Bruch spürbar. Schade eigentlich, denn gerade die 50 Jahre dazwischen, mit der Entstehung des Staates Israel, müssten für Avram doch prägender gewesen sein als die Jahrhunderte davor. Was ihm in dieser Zeit zustieß und ihn schließlich so veränderte, wird leider nur vage angedeutet. Trotzdem ist er als Charakter ziemlich gut gelungen, weit besser als so mancher "böser Unsterbliche der Woche" aus der Serie.
Historisch gesehen scheint Donna Lettow relativ gut recherchiert zu haben, sowohl zum Thema Masada als auch zum Aufstand im Warschauer Ghetto. In beiden Fällen gelingt es ihr, diese Geschehnisse vor dem Auge des Lesers wirklich zum Leben zu erwecken, insbesondere die tragischen Ereignisse in Warschau. Und einer mehr oder weniger oberflächlichen Recherche im Netz hält ihre Darstellung der Ereignisse auch stand.
Stilistisch fand ich das Buch ebenfalls ziemlich gut. Ich habe es jedenfalls in knapp zwei Tagen verschlungen. Aufgrund des Inhaltes muss man allerdings damit leben, dass eine Menge Gewalt beschrieben wird, und zwar teilweise ziemlich drastisch. Dies liegt aber einfach am Thema des Buches, das ein ziemlich ernstes ist. Die Vernichtung des Warschauer Ghettos war eine brutale und tragische Sache, und in den Nachrichten sehen wir ja immer wieder aufs Neue, wie es in Israel aussieht. Insofern übertreibt hier Donna Lettow nicht, sondern gibt eigentlich nur die traurige Realität wieder. Und diese Beschreibungen gelingen ihr beängstigend glaubwürdig. Am Ende steht denn auch zumindest in einem der Konflikte, dem der Israelis und der Palästinenser, keine Lösung. Dieser Konflikt dient aber sowieso mehr als Kulisse, denn als Hauptthema des Buches. Er wird angerissen, von einigen Seiten beleuchtet, aber nicht wirklich tiefgehend analysiert. Das hätte vermutlich den Rahmen eines Highlander-Romanes weit gesprengt.
Für mich persönlich ärgerlich ist übrigens noch die unklare Datierung des Buches. Wenn ich eins nicht leiden kann, dann ist das die Angewohnheit, die Gegenwartsszenen nur mit "The Present" zu überschreiben. Wie soll man da eine ordentliche Timeline aufstellen?! Leider widerspricht sich das Buch da selber in gewisser Hinsicht und wenn man es in den Rahmen der vorhandenen Highlander-Timeline (die Donna Lettow mit der Watcher Chronicles CD-ROM ja selber festgelegt hat) einordnen will, stößt man auf weitere Schwierigkeiten. So richtig passt es nicht in die vierte Staffel, wo es laut CD-ROM angesiedelt ist.
Fazit: Einer der lohnenderen unter den Highlander-Romanen. Spannend, historisch komplex und mit guten Konflikten in der Story. Nicht perfekt, aber wenn man die Geschichte nicht zu sehr analysiert, kann man dieses Buch wirklich genießen.
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