"The Captive Soul"

The Captive Soul
Titel:"The Captive Soul"
Autor:Josepha Sherman
Verlag:Aspect / Warner Books, New York
Erstveröffentlichung:Aug 1998
Sprache:Englisch
Buch:Taschenbuch, 216 Seiten
ISBN:0-446-60571-9
Nummer:N-08 – Achter der Romane zur Serie
 
Unsterbliche: Duncan MacLeod, Methos, Khyan   ||   Amanda, Darius, Garrick

Inhalt:

In New York treibt ein Serienmörder sein Unwesen, der seine Opfer enthauptet und einem Ritual folgend ausweidet. Duncan MacLeod trifft zufällig auf Methos, und dieser erkennt, dass es sich um einen unsterblichen Hyksos handeln muss, den er vor langer Zeit kannte. Niemand außer Methos weiß, wonach dieser sucht. Denn 1573 v.Chr. hielt sich Methos in Ägypten auf und geriet in den Freiheitskampf der Ägypter, welche sich von der Fremdherrschaft der Hyksos befreien wollten...

Anmerkungen:

Das Cover zeigt eine Szene aus der Horseman-Doppelfolge. Der damit angedeutete Konflikt zwischen MacLeod und Methos hat mit dem Inhalt des Romans allerdings nichts zu tun.

Josepha Sherman (1946 - 2012) war eine amerikanische Autorin, die neben eigenen Geschichten auch Romane zu Buffy, Star Trek und Andromeda veröffentlichte. Ein Interview aus der Zeit vor der Veröffentlichung des Romans findet sich auf methos.org.

Dieses Buch ist zwei, drei Jahre älter als die Methos Chronicles. Letztere spielen über 1000 Jahre früher, ganz am Anfang von Methos' langem Leben. Glücklicherweise macht "The Captive Soul" keine konkreten Aussagen zu Methos' früheren Abenteuern in Ägypten, so dass zwischen den beiden Geschichten keine Konflikte entstehen. Beide Geschichten spielen übrigens vor Methos' Tagen als Horseman.

Bewertung:

Das Buch beginnt mit einer gruseligen Szene aus Sicht des verwirrten Antagonisten, der mitten in New York ein Menschenopfer darbringt. In Kapitel zwei begegnet Duncan Macleod in New York Methos. Das kurze Kapitel dient zum Einrahmen der nun folgenden Flashbacks ins alte Ägypten, denn natürlich war Methos damals vor Ort. Das passt gut zu dem, was wir über Methos' Leben wissen, wobei man in dieser unvorstellbar langen Zeitspanne so ziemlich jede Geschichte unterbringen könnte.

Wir erleben, wie Methos in Ägypten ein Schiff verlässt. Er hat lange Zeit in Britannien gelebt und möchte nun gleichsam zur Erholung eine Weile in seinem Lieblingsland Ägypten verbringen. Die Autorin schildert sehr schön, wie Methos überrascht feststellt, dass Ägypten seit 100 Jahren von den Hyksos beherrscht wird, welche das Land mit eiserner Faust regieren und vermeintliche Spione ohne Zögern enthaupten. Methos muss improvisieren, um sich dem Einfluss der Hyksos zu entziehen und trifft dabei den neuen Pharao Kamose und dessen Bruder Ahmose. Die Ereignisse bewegen sich hier teils recht schnell vorwärts, manches wirkt etwas überhastet. Andererseits hat das Buch nur knapp 200 Seiten und kann deswegen nicht jede Entwicklung großartig auswalzen oder vorbereiten.

Bei jeder Methos-Geschichte ist natürlich ein Hauptproblem seine Motivation. Methos ist ja nicht so alt geworden, indem er sich Hals über Kopf in gefährliche Abenteuer gestürzt hat. Die Autorin muss also zwangsläufig den Charakter immer wieder überreden, nicht einfach davon zu laufen. Das klappt auch ganz gut, bis auf vielleicht den ersten Kampf gegen die Hyksos am Anfang. Methos' Motivation fasst sie so ganz gut zusammen: "And, damn it, he didn't want to leave Egypt as it was now. Illogical to risk himself for those who weren't even his people, but there it was. He wanted his Egypt, his safe, unchanging haven, back again." Die Flasbacks aus Sicht von Methos lesen sich gut, auch wenn seine Erzählerstimme mir da manchmal fast zu modern ist, was die Ausdrucksweise anbelangt. In der Gegenwart sorgt Duncan dafür, dass Methos sich nicht einfach davonstiehlt, denn nur er kann Khyan erkennen oder weiß, wonach dieser sucht.

Das Setting in einer speziellen Periode des alten Ägyptens hat Josepha Sherman gut recherchiert, soweit ich das als Laie beurteilen kann. Beruflich hat sie als Archäologin angefangen, eine fundierte Recherche kann man also erwarten. Es stecken jedenfalls viele historische Details in der Geschichte, und sowohl Kamose und Ahmose als auch Apophis sind tatsächliche historische Persönlichkeiten. Über diese lange vergangene Zeit weiß man sehr wenig, so dass die Autorin die bekannten Königsnamen nach Belieben mit Leben füllen kann. Für Pharaoh Kamose hat sie aber wohl auch tatsächlich überlieferte Reden in den Roman integriert, so wie sie auch die Beschreibung der Hyksos-Hauptstadt Avaris auf aktuellen Ausgrabungsergebnissen basiert hat. Im Nachwort nennt sie dazu Details und verwendete Literatur, was ich immer gut finde bei einem historischen Roman.

Der Gegenspieler Khyan ist auch schön beschrieben, in all seinem Wahnsinn. Methos trifft hier einen Unsterblichen, der von niemandem ins Spiel der Unsterblichen eingeweiht wurde, was ihn umso gefährlicher macht. Heiliger Boden bietet nicht zwangsläufig Schutz, wenn jemand wie Khyan keine Ahnung davon hat. In den Gegenwartsszenen hat es sich die Autorin leider etwas einfach gemacht, finde ich. Wie kann eine so weggetretene Person wie Khyan 3000 Jahre überlebt haben? Wir erfahren dazu nicht viel, es wird einfach vermutet, dass es ihm zwischenzeitlich gut ging. In der Gegenwartshandlung ist er dann aber vollständig und unrettbar dem Wahnsinn verfallen. Das macht aus Khyan leider keinen sehr spannenden Antagonisten. In der Vergangenheit hatte er als Bruder des Königs immerhin eine ganz andere Gefährlichkeit, verglichen mit einem verwirrten und allein agierenden Serienmörder im New York der Gegenwart. Und wenn Khyan weit über 3000 Jahre bei halbwegs klarem Verstand gelebt hat, wieso kann man ihn dann von seinem aktuellen Wahnsinn nicht wieder heilen? Nicht mal drüber nachzudenken, ist moralisch nicht wirklich zu rechtfertigen, auch nicht im Kontext des Highlander-Universums. Natürlich ist die Gegenwartshandlung auch nur zum Einrahmen der Flashbacks gedacht, und ihr Ausgang wird niemanden überraschen.

Ähnlich leicht macht es sich die Autorin mit den Hyksos in der Vergangenheit: Sie werden nicht einfach nur als Besatzer beschrieben, sondern als speziell brutale Mörder und Folterer, denen keine Bluttat zu gewalttätig ist, um nicht daran Spaß zu haben. Der Kontrast zwischen den netten, friedliebenden Ägyptern und den blutrünstigen Hyksos ist dann doch arg überzeichnet. Das Buch umfasst wie gesagt nur 200 Seiten, aber ein bisschen mehr Realismus wäre hier schon drin gewesen.

Und dann hätten wir noch Methos' Vergangenheit als einer der Reiter neben Kronos, Silas und Caspian. Dieses Buch geht darauf gar nicht ein, was sich wohl aus seiner Entstehungsgeschichte heraus erklärt. In oben verlinktem Interview erzählt Josepha Sherman, dass sie gerade das Expose des Romans schrieb, als "Comes A Horseman" im Fernsehen lief (Februar 1997). Den Roman selber hatte sie bis Juni 1997 geschrieben. Dem Interview zufolge wollten die Autoren der Serie sich absichtlich nicht festlegen, wann Methos' Zeit mit Kronos, Silas und Caspian spielt. Die als "Bronzezeit" bekannte Periode umfasst immerhin über 1000 Jahre. Die meisten Timelines setzen diese Zeit in Methos' Leben jedoch um das Jahr 1000 v.Chr. an, also etwa 500 Jahre nach diesem Roman. Insofern sehen wir hier also einen früheren Methos, der sich nicht so stark vom heutigen Methos unterscheidet. Zumindest einen Hinweis, woher die Entwicklung zum apokalyptischen Reiter kommt, hätte die Autorin uns aber geben können, finde ich.

Fazit:
"The Captive Soul" ist kein literarisches Meisterwerk, aber ein gut lesbarer Highlander-Roman. Die Flashbacks ins alte Ägypten sind spannend beschrieben, und die Gegenwartshandlung ist hinreichend kurz, dass ihre Oberflächlichkeit nicht zu sehr stört. Die historische Geschichte ist gut recherchiert, aber aus heutiger Sicht wäre es nötig gewesen, in der Charakterisierung von Methos auch auf dessen Zeit mit Kronos einzugehen. Trotzdem unterm Strich ein lesenwerter Methos-Roman.

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