"Avenging Angel"

Avenging Angel
Titel:"Avenging Angel"
Deutscher Titel:"Der Racheengel"
Season / Folge:Season 1 - Folge 20
Nr. / Produktionsnummer:H-20 - #92122-20
Erstausstrahlung (US):08. Mai 1993
 
Drehbuch:Fabrice Zolkowski
Regie:Paolo Barzman
Gastdarsteller:
  • Martin Kemp   (Alfred Cahill)
  • Sandra Nelson   (Elaine Trent)
  • Patrick Floersheim   (Battini)
  • Nathalie Presles   (Claudine)
  • Yan Briand   (Charles Bagnot)
Unsterbliche:Duncan MacLeod, Alfred Cahill   ||   [Richie Ryan]
Flashbacks:[kein Flashback]

Inhalt:

Alfred Cahill, Sicherheitsmann in einem Templer-Museum, fängt in einer Bar eine Prügelei an und wird dabei schließlich erstochen. Er taumelt sterbend über die Straße – und der im Stau gefangene Duncan MacLeod kommt gerade richtig, um das Wiedererwachen des neuen Unsterblichen mitzuerleben. Doch Cahill, der ohnehin psychische Probleme hat, ist Duncans Argumenten nicht zugänglich. Er glaubt, Gott habe ihm ein zweites Leben geschenkt, und läuft davon. Während Tessa sich bei ihrer alten Freundin Elaine zu Besuch ankündigt, recherchiert Duncan über Cahill und findet heraus, dass er wegen psychischer Probleme aus der Royal Air Force entlassen wurde. Und diese Probleme sind nun an einem Punkt, wo sich Cahill für Gottes Racheengel hält, dessen Auftrag es ist, gegen Sünder vorzugehen. Er tötet die Prostituierte, die ihn am Vortag erstach, und macht sich dann mit deren Adressbuch auf den Weg, seine Mission zu erfüllen.

Elaine ist genau wie die nun tote Claudine eine Prostituierte – und im Foyer ihres Hauses finden Duncan und Tessa die Leiche ihres letzten Kunden, und Duncan spürt kurz den Buzz. Elaine leugnet, den Mann zu kennen, doch Duncan hat die Wahrheit schnell erkannt. Tessa ist von dem Gedanken entsetzt, was Elaine hinter dem Cover der erfolgreichen Innenarchitektin tut. Später besuchen Tessa und Duncan erneut Elaine, und die beiden sprechen sich aus, während Duncan nach Cahill sucht. Er findet ihn am Gare de l'Est und versucht erneut, mit ihm zu reden. Doch mitten in das eher fruchtlose Gespräch platzen einige Schläger, die der Zuhälter Battini gesandt hat, um den Mörder aufzuhalten, der sein Geschäft schädigt. Im Laufe des Kampfes entkommt Cahill.

Duncan und Tessa wollen Elaine helfen, ein neues Leben anzufangen. Duncan begleitet sie in ihr Apartment, wo Elaine ein paar Sachen packt. Als Battini auftaucht, überzeugt Duncan ihn, Elaine gehen zu lassen. Doch auf dem Weg nach draußen spürt MacLeod erneut den Buzz und findet kurz darauf den ermordeten Battini – Cahill hatte ihn vor Elaines Wohnung angetroffen. Er begibt sich danach auf die Suche nach Duncan, den er nun nicht mehr für den Erzengel Gabriel hält, sondern für einen Abgesandten Luzifers. Auf dem Hausboot trifft er jedoch nur Tessa an, welche ihn mit Geschick überzeugen kann, dass sie auf seiner Seite steht. Als Duncan nach Hause kommt, steht Tessa unter Schock. Doch sie erinnert sich, dass Cahill sich selbst für Jacques de Molay hält, also sucht MacLeod das Templer-Muesum auf. Er findet Cahill, der ihn mit den ausgestellten Waffen angreift. Letztlich beweist ihm Duncan, dass auch er sterben kann, indem er ihn enthauptet.

Elaine hat Paris verlassen, ohne Abschied, ohne eine neue Adresse zu hinterlassen. Tessa fällt es schwer, dies zu verstehen, doch Duncan weiß aus Erfahrung, dass es manchmal nötig ist.

Zitate:

  • Cahill: "I have been reborn to search out and destroy the wicked! I'm stalking all of you sinners back to your lairs. You will not escape me this time."
  • Elaine: "The truth is... I got tired of working as a waitress. I got tired of walking up six flights to my converted maid's quarters and bathing out of a sink. I got tired of being poor."
  • Duncan: "Elaine... people reinvent themselves all the time. You weren't born a callgirl. Nobody has to know what you did here. The world is a big place. And you can change whatever you like."
    Elaine: "Sounds like you speak out of experience."
    Duncan: "You have no idea."
  • Tessa: "How could she leave without saying good-bye?"
    Duncan: "Sometimes you have to start over."
    Tessa: "And forget about your friends."
    Duncan: "Sometimes you have to."

Anmerkungen:

In der Szene, in der Cahill stirbt und wiedererwacht, ist meiner Meinung nach ein Fehler passiert: Cahill hat den Dolch noch in der Brust, doch er erwacht und zieht ihn sich selber raus. So wie ich das sehe, bleibt ein Unsterblicher aber tot, bis die Ursache seines Todes entfernt wurde (und ganz besonders ein junger Unsterblicher, der noch kein einziges Quickening aufgenommen hat). Das Herz kann sich ja schlecht regenerieren, solange der Dolch noch drinsteckt. Im Script zieht übrigens Duncan den Dolch heraus.

Martin Kemp ist trotz des deutsch klingenden Namens ein englischer Schauspieler. Er war in den 80gern sehr bekannt als Bassist der Pop-Gruppe "Spandau Ballet".

Im Vorspann der zweiten und dritten Staffel sehen wir zu den Worten "und Heiliger Boden ist ihre einzige Zuflucht" ein Bild aus dieser Folge, von den Räumlichkeiten, in denen Cahill seinen Kopf verlor. Im Hintergrund der Szene hängt ein großes Kreuz, deswegen scheint dies passend, aber wie gesagt: Cahill wurde dort enthauptet, was zu einer gewissen Irritation unter den Fans geführt hat. Ein Blick ins Script klärt dies jedoch: Cahill war Sicherheitsmann im Templer-Museum, eigentlich sollte er am Anfang auch eine entsprechende Uniform tragen. Warum auch immer man darauf verzichtet hat, dieser Ort ist jedenfalls ein Museum und kein Heiliger Boden.

Bewertung:

"Avenging Angel" unterscheidet sich von den anderen Paris-Episoden. Es gibt keinen Flashback und keinen alten Gast-Unsterblichen. Die Atmosphäre eines Streifzuges durch die Jahrhunderte fehlt so ziemlich. Zudem ist dies die erste Episode der Serie ohne Richie (Duncan erwähnt, dass Richie in Amsterdam ist), der ja sonst meist für humorvolle Momente sorgte. Um es kurz zu machen: "Avenging Angel" ist keine einfache und keine fröhliche Episode, aber ich mag sie trotzdem.

Die Episode beschäftigt sich gleich mit zwei schwierigen Themen. Die A-Handlung dreht sich um den Gedanken, was der Schock der plötzlichen Unsterblichkeit mit jemandem anrichtet, dessen geistiger Zustand schon vorher jenseits von Gut und Böse ist. Dies ist ein interessanter Gedanke und er beschert uns mit Alfred Cahill wohl den durchgeknalltesten Unsterblichen überhaupt. Dem guten Cahill ist wirklich nicht mehr zu helfen, wie auch Duncan bald feststellt. Über die Figur des Cahill nimmt die Episode aber auch religiösen Fanatismus etwas aufs Korn, Stichwort Cahills Stiefvater. Wir sehen hier übrigens einen neuen Teil des Highlander-Universums: Unsterbliche, die nicht Jahrhunderte lang leben, sondern schon nach wenigen Tagen ihren Kopf verlieren. Rein statistisch gesehen sollte man annehmen, dass das vielen jungen Unsterblichen so geht und dass nur die besseren unter ihnen überhaupt die ersten hundert Jahre überleben.

So interessant der Gedanke eines wirklich durchgeknallten Unsterblichen sein mag, begeistert mich doch der Charakter des Cahill an sich nicht wirklich. Ihm fehlt einfach der zeitlose Hauch, der viele Unsterbliche erst interessant macht, und zudem ist relativ vorhersehbar, was mit ihm passieren wird. Aber es gibt auch noch die zweite Storyline um Tessas Freundin Elaine. Auch dies ist keine leichte Story, und ich glaube Highlander hat sich nie wieder dem Thema Prostitution so sehr gewidmet. Doch das ganze Thema wird meiner Meinung nach sehr gut angegangen und diese Geschichte bringt uns einige wirklich gute Szenen. Die Episode bemüht sich hier auch um eine realistische Darstellung, sie beschönigt nicht, verurteilt aber auch nicht. Der Konflikt wird im Prinzip auf Tessa und Duncan übertragen. Tessa ist natürlich entsetzt, Duncan dagegen hat zu viel erlebt, um von Elaines Schicksal geschockt zu sein. Seine Ruhe im Umgang mit Elaine ist wirklich gut geschrieben und gespielt. Und das ist für mich auch der Kern der Episode: Die Message, die Duncan Elaine zu vermitteln versucht: Es ist nie zu spät, um von vorne anzufangen, um doch noch der Mensch zu werden, der man immer sein wollte. Da spricht tatsächlich der Duncan MacLeod, der seit 400 Jahren ein Geheimnis mit sich trägt und sich öfter ein neues Leben aufgebaut hat, als er zählen kann.

A- und B-Handlung überschneiden sich schließlich, was Tessa noch eine wirklich gute Szene beschert. Als Cahill auf dem Boot erscheint, reagiert sie sehr geistesgegenwärtig. Ihr Schock, dass Cahill sie zwingen konnte, sich in ihn hineinzuversetzen, ist gut gespielt, und ebenso positiv ist mir aufgefallen, dass Tessa diesen Schock wieder durch Zeichnen zu kompensieren versucht, so wie sie zwei Episoden zuvor Amanda malte. Duncan sieht die Zeichnung von Cahill und weiß sofort, was los ist. Das ist ein schönes Element von Kontinuität und macht Tessas Charakter glaubwürdiger.

Ein Problem habe ich eigentlich nur mit dem Ende der Episode. Der Grund, wieso sich Cahill all das Templer-Zeug anzieht und Duncan angreift, ist ziemlich dünn. Obendrein ist diese Kampfszene alles andere als überzeugend. Cahill war Soldat, wieso besorgt er sich nicht eine Schusswaffe? Nein, er greift sich eine Axt und fuchtelt so langsam damit herum, dass ich mich nur wundern kann, wieso ihn Duncan nicht mit ein, zwei Schwerthieben zu den Göttern schickt. Vermutlich um am Ende noch mal ein Highlander-typisches Element einzubringen hat man anschließend das Quickening wirklich bombastisch gestaltet. So schön es optisch auch ist, dachte ich doch immer, dass die Stärke des Quickenings in Relation zu Alter und Anzahl der kumulierten Quickenings des Besiegten steht. Cahill war zwei, drei Tage unsterblich und hat selber keinen einzigen Kopf genommen, und dafür ist es ein ganz schön gewaltiges Feuerwerk... Die letzte Szene versöhnt mich dann aber wieder mit der Episode, sie passt gut zum allgemein etwas bedrückten Ton der Folge: Es ist nicht wirklich ein Happy End, trotz Cahills Tod. Aber auch hier bringt Duncan Verständnis für Elaines plötzliches Verschwinden auf. Das letzte Bild, wie Duncan und Tessa über den Platz hinter Darius' Kirche in den Taubenschwarm laufen, ist dann einfach das perfekte Ende für die Folge.

Da Richie hier erstmals nicht zu sehen ist und es auch keine Flashbacks gibt, verbringt die Episode untypisch viel Zeit mit den Gastdarstellern. Zu Cahill gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, sein Wahnsinn verlangt nicht nach viel Charakterisierung. Deshalb konzentriert sich die Episode auch mehr auf Elaine und Battini. Insbesondere über Elaine erfahren wir eine Menge, und wie schon erwähnt zeichnet die Folge da ein realistisches Bild. Die Gründe, die sie Tessa für den eingeschlagenen Weg nennt ("I was tired of being poor!"), finde ich sehr glaubhaft.

Was ich an dieser Episode ebenfalls mag, sind die Paris-Ansichten. Die Treppe gleich hinter dem Gare de l'Est war die erste Highlander-Location, die ich gleich nach der Ankunft bei meinem ersten "Highlander-Drehorte-Urlaub" in Paris besucht habe. Und irgendwann mach ich das wirklich noch mal, mich dort mit einem Buch und einem Holzkreuz abzulichten. *g* Ich muss auch jedes Mal grinsen, wenn ich sehe, wie die Episode sich drauf verlässt, dass der Zuschauer Paris nicht kennt. Duncan parkt also am Gare de l'Est, um die am Place de la Bastille wohnende Elaine zu besuchen. Beides ist so deutlich zu erkennen und nun wirklich nicht nah beieinander, dass es schon witzig ist.

Fazit:
"Avenging Angel" ist im Kontext der anderen Paris-Folgen sehr düster und durch das Fehlen eines Flashbacks oder wenigstens eines alten Unsterblichen etwas Highlander-untypisch. Die Episode setzt sich jedoch ernsthaft mit einem schwierigen Thema auseinander und gerade hier kommt der Kern der HL-Welt wieder sehr deutlich hervor. Alles in allem keine Episode für einen lustigen Abend, aber trotzdem gut.

Bilder:

Alfred Cahill Tessa und Duncan Prediger Gespräch mit Erzengel Gabriel Elaine und Tessa Bote Gottes Elaine und Duncan Cahill bedroht Tessa Quickening Taubenschwarm

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